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Ecoprint | Textile Techniken

Ecoprint Workshop in Mannheim

04/02/2018

Nachdem ich schon im letzten Sommer ein paar eigene Erfahrungen mit Ecoprint gesammelt hatte (worüber ich noch berichten werde), entschloss ich mich dennoch einen zweitägigen Einsteiger-Kurs bei Brunhilde Scheidmeir und Fritz Jeromin zu besuchen. Es haben sich einfach so viele Fragen ergeben, die mir kein Buch und kein Blog beantworten konnten.

An einem eklig kalten Morgen, Anfang Dezember war es dann soweit: In der gemütlichen Textilwerkstatt Jeromin trafen sich lauter Frauen die feine Stöffchen lieben. Wir waren also ganz und gar unter Gleichgesinnten, was ja an sich schon ein wenig magisch ist.

Was soll ich sagen, es war außerordentlich, bemerkenswert, informativ, inspirierend, beglückend, interessant, überraschend, wunderbar, magisch, duftend, schmeichelnd, faszinierend, alle Sinne waren angeregt und die Zeit wurde vergessen. Wenn das nicht mit Kosten verbunden wäre, könnte ich das jedes Wochenende machen: Eco Print mit Gleichgesinnten.

Bild 1: Alles schön vorbereitet: abgezupfte Euka-Blätter und kleine Zweige, gut durchfeuchteter Wolletamine und Seidenperlgarn in Stücke geschnitten.

Wir haben so viele interessante und hilfreiche Informationen von Brunhilde und Fritz erfahren, konnten so viel unterschiedliche Ergebnisse bestaunen, bekamen massenweise Tipps, die eben in keinem Buch stehen (z.B. dass die Seidenschnüre zwitschern muss, damit man weiß, „jetzt ist es fest genug geschnürt“. Das muss man eben hören und nicht darüber lesen). Auch die Tatsache, dass es beim Ecoprint keine Pannen gibt, sondern unterschiedliche Ergebnisse, manches zum weiter Bearbeiten einlädt und anderes bleibt, wie es ist, wurde erst durch diesen gemeinsamen Lernprozess in den zwei Tagen deutlich. Die tollen Fotos im Internet, sind oft so nach bearbeitet, das sie wirklich dramatisch und beeindruckend aussehen: ein bisschen die Farbe vertiefen, ein wenig den Kontrast erhöhen, etwas heller oder dunkler und das WOW wird gleich viel lauter. Oft sind es nur kleine Ausschnitte, die gezeigt werden. Wenn dann ein eigenes Tuch ausgepackt wird, und viele Stellen verschwommen sind, die Blattkonturen nicht überall messerscharf zu erkennen sind, denkt man leicht, man hätte etwas falsch gemacht. Meine Fotos sind übrigens auch nach bearbeitet grins.

Alleine die Tatsache, dass da nur aus Blättern, vielleicht einem Hauch Eisen, viel Wasser und ausreichend Hitze, Farbigkeit entsteht, ist doch schon grandios, oder?

Bild 2: Die fertigen Bundles, bereit fürs Dämpfen. Die Seidenschnüre sind schon in Gebrauch gewesen und werden wiederverwendet. Vielleicht geben auch sie nochmal Farbe ab, wodurch schöne Effekte entstehen können.

Für die Stoffe, die ich im Spätsommer zu Hause und im Urlaub angefertigt habe, war ich draußen im Garten und habe am Gartentisch gearbeitet. Wenn man die Stoffe feucht genug halten kann, ist es wunderschön im Garten zu arbeiten. Die Blätter können direkt vom Strauch auf den Stoff und Nachschub ist sofort verfügbar. Im Winter im Haus zu arbeiten ist nicht einfach, man braucht einen geeigneten Arbeitsplatz, der eben auch Feuchtigkeit gut verträgt. Meine Küche ist dazu nicht groß genug, der Esstisch ungeeignet und in meinem Kreativ-Zimmer liegt Teppichboden, was ja für andere Textil-Arbeiten absolut in Ordnung ist.

Der Jeromin-Laden ist dazu natürlich bestens geeignet. Da haben alle Teilnehmerinnen alles, was gebraucht wird am Platz und griffbereit, der Arbeitsplatz ist ausreichend groß, Wasser ist kein Problem und helfende Hände sind auch immer in ausreichender Anzahl vorhanden. Himmlisch!

Wie gesagt, ich könnte zum Wiederholungstäterin für solche Workshops werden.

Der Schwerpunkt dieses Workshops lag auf Eukalyptus und zusätzlich von zwei Naturfarbstoffen: Blauholz und Cochenille. So entstanden z.T. richtig bunte Färbungen und künstlerische Ergebnisse. Neben verschiedenen Eukalypten, gab es noch Marone, Strandflieder, Artischockenblätter, versch. Ahornarten zum Experimentieren. Neben Woll- und Seidengeweben haben wir auch mit Aquarellpapier und SnapPap gearbeitet, teilweise auch Stoffe und Papier kombinert. So sind wir alle am Ende mit richtig reichem Gepäck nach Hause gefahren.

Bild 3: Mein „Vulcano“ Wollschal nach Wickeln, Färben und dem langen Abkühlen über Nacht. Das Überraschende dabei war, dass er schwarz und nicht blau wurde, so wie es eigentlich mit dem Simmern im Blauholz-Sud geplant war. Für mich genau richtig, ich bin begeistert! Das Beitragsbild, ganz am Anfang zeigt die Rolle nach dem Dämpfen mit bereits entfernten Schnüren. Der Kontrast ich doch der Knaller!

Dieser entstandene Wollschal und ein Loop aus Wolljersey, der unten zu sehen ist, gehören seit dem Workshop zu meinen ständigen Begleitern. Aus den beiden SnapPap Stücken habe ich ein ein Artbook hergestellt, indem ich den Workshop dokumentiert habe und alle meine Notizen und kleine Probestückchen verarbeitet habe. Aber das stelle ich noch mal gesondert vor, da es ziemlich umfangreich geworden ist…..

Jetzt plane ich schon seit Wochen, die Seidenstoffe zu verarbeiten. Aus der Bouretteseide will ich eine Kittelbluse nähen. Aber ich werde den Stoff noch einmal versuchen zu ecoprinten oder anders zu bedrucken. Der Seidenjersey braucht auch noch mehr Tiefe. Zum Glück bekomme ich inzwischen von allen Freunden Eukalyptuszweige geschenkt, die im Winter beliebte Strauß-Füller bei Floristen sind. Und durch den milden Winter, hat auch meine Rose noch ein paar Blätter, die ich verwenden könnte…

 

Und hier kommt noch eine Galerie von weiteren Fotos:

Die fertigen SnapPap Bundles werden außen vor dem Dämpfen, mit Blauholz und Cochenille bepinselt.

 

Aquarellpapier mit Blauholz bestrichen und mit den Blättern direkt in den Stoff, hier Baumwollsatin eingewickelt. Die Ergebnisse waren wirklich für uns alle sowas von WOW… Die Farbschattierungen, die sich ergaben, aber auch die Heransgehensweise: Einfach wickeln, experimentieren, ausprobieren und, das Wichtigste, Spaß haben! Die leicht fließenden Farbpigmente der Blätter verursachen einen „Schatten“, wodurch die Blätter Dimension bekommen. Dieser Effekt ist nicht voraussehbar, daher umso schöner.

 

Die beiden Seidenstoffe, von denen oben die Rede war, warten auf eine Weiterverarbeitung, sie überzeugen mich noch nicht…

 

Und hier mein Loop aus einem Stück Wolljersey. Der hingegen ist fertig und perfekt, genauso wie er aus dem Blauholz-Sud gekommen ist. Er eignet sich als Loop um den Hals, zum Nacken wärmen und schön aussehen oder als Hüftschmeichler über einer Jeans oder einem Rock, prima auch für ruhige Gymnastik und Meditation. Um die Hüfte getragen kommt der Ecoprint richtig zur Geltung.

 

Hier nochmal ein Bild vom frisch entrollten Vulcano, seht ihr die Lava fließen?

 

Die Ganze Beute: Außer den gezeigten Stücken sind auch noch einige Probedrucke entstanden, die, jeder für sich auch schon ein kleines Kunstwerk sind und ganz sicher bei Textilprojekten verwendet werden.

 

Einige Euka-Blätter nach dem Färben. Ich habe viele von ihnen gepresst, um sie in anderen Projekten verwenden zu können.  Sie sind ledrig und lassen sich gut auf Papier aufnähen, für Collagen oder Scrapbook Layouts.

 

Hier kommen noch die Links zu den Workshops vom Werkladen Jeromin und Brunhilde Scheidmeir, Brunhildes Homepage und Sabine Jeromin-Gerds Blog „Textile Ideen, auf dem es ebenfalls einen Klick zu den Workshops gibt.

Was natürlich auch nicht fehlen darf ist ein Link zu India Flints Homepage. Die Australierin hat Ecoprint entwickelt.

Herzliche Grüße, Kerstin

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