Ecoprint

Ecoprint im Regenwald – Ecoprinting in the rainforest

von am 12/07/2018

Was gibt es besseres, als ein Stückchen Stoff, das mit Pflanzen von einem ganz bestimmten Fleckchen Erde durch Ecoprint veredelt wird? Ein wunderbar authentisches Souvenier aus dem Urlaub oder von einer Reise.

Für mich ist das hier eine schöne Erinnerung an einen Mittag im Dschungel, als auf dem Herd der Freiluft-Küche ein Bundle leise simmerte damit eine Handvoll Blätter einem mitgebrachten Hemdchen ein wenig Regenwald einhauchen konnten. In diesem Fall der Regenwald im Süden Costa Ricas.

Ich habe inzwischen einiges an Erfahrungen sammeln können, habe India Flints Bücher nicht nur im Regal stehen, sondern auch viel darin gelesen, ziemlich spät nochmal einen Einsteiger-Kurs bei Jeromin (von denen es übrigens auch ein deutschsprachiges Buch über Ecoprint gibt) besucht, um die eine oder andere Sache etwas strukturierter anzugehen und viele Fragen zu klären und, last but not least, habe einiges an Stoffstücken und -stückchen mit Blättern, Rost und Pflanzensud veredelt. Ich kenne unsere heimischen Pflanzen inzwischen ganz gut, welche Blätter gute Ergebnisse liefern, und welche nicht. Aber die völlig andere Vegetation im Regenwald, so viele unbekannte Pflanzen! Leider habe ich im Internet keine verwertbaren Artikel oder Blogeinträge finden können. Klar, Erfahrungen zu tausenden mit Eukalyptus und mit vielem anderen, was eben in der Landschaft und den Gärten der gemäßigten oder auch noch der subtropischen Klimazone wächst und gedeiht. Aber Urwald, Fehlanzeige. Meine Fragen dazu wurden von allen gleich beantwortet: Ausprobieren!

Fertig gebeizter Stoff, ein kleiner Dämpfeinsatz und Schnüre zum Wickeln habe ich vorbereitet und in meinem Gepäck verstaut. So konnte ich beginnen zu experimentieren, als ich angekommen war. Ich suchte nach festen Blättern und nach Farbigen und fertigte mit ihnen ein Probebundle an. Tatsächlich ergab eines der Blätter sehr schöne, kräftig dunkelgrüne Blattabdrucke.  Die Costa Ricaner im Süden des Landes sind sehr naturverbunden und dementsprechend groß war das Interesse daran, was ich da treibe.

Das Ergebnis war grandios und ich restlos begeistert! Kräftiges sattes Grün und deutliche Blätter.

Trotz Kupferanteil in der Beize werden die meisten Abdrucke dennoch schwarz. Also diese Blätter waren ein Treffer. Leider wusste keiner, wie die Pflanze heißt und der botanisch erfahrenste, der wunderbare Esteban, der stundenlang mit uns durch den Dschungel stapfte und uns stille Stellen, Pflanzen in verborgenen Ecken und winzige (aber seeeehr giftige) Frösche zeigte und zwar sowohl am Tag als auch in der Nacht, meinte, die Pflanze sei nicht von hier, die hätte jemand angepflanzt, weil sie schön sei…

?????

Ein wesentlicher Punkt beim ecoprint ist immer die Haltbarkeit der Farben. Manches ist einfach nicht von Dauer, verändert sich durch Waschen, Sonnen- oder Sauerstoffeinwirkung. Wahrscheinlich habe ich es hier einfach verbockt. Das Shirt ist in der normalen Wäsche gelandet. 30°C und Biowaschmittel haben ausgereicht, um das Meiste an Farbpigmenten wieder auszuwaschen. Das ist sehr schade, zumal ich ja nicht nochmal ein Zweites herstellen kann. Es ist verblasst. Ich versuche mal raus zu finden, um was für eine Pflanze es sich handelt. Vielleicht gibt es sie im botanischen Garten in Heidelberg. Vielleicht kann ich drei-vier Blätter bekommen, vielleicht. Vielleicht liegt es auch am T-Shirt. Manches klappt einfach nicht so gut. Zum Glück habe ich die schönen Fotos. Und das Shirt wird weiterverarbeitet. Vielleicht ecoprinte ich meine geliebte Deutsche Eiche drüber, hahaha! Die wird einfach immer ganz prima und hat sich als sehr haltbar erwiesen, aber eben schwarz.

Am Ende unserer Reise in einem Ferienhaus in San Jose

herzlichst, Kerstin

 

Weiterlesen

Ecoprint

India Flint´s EcoPrint

von am 11/05/2018

Nur so aus dem Augenwinkel habe ich Ecoprint das erste Mal wahrgenommen. Das ist schon dreivier Jahre her. Ein Artikel in einer Ausgabe der Happinez beschäftigte sich mit der australischen Textilkünstlerin India Flint (heißt die echt so???). Wenig Geschriebenes und die Bilder waren ganz und gar wunderbar. Stoffe im Gegenlicht, mit zart und konturiert abgebildeten Blättern. So richtig verstanden, um was es da geht, habe ich damals nicht. Als Textilbesessene haben mich natürlich nicht nur die Fotos begeistert. Ich begann im Internet zu suchen und wurde erstaunlicherweise nicht wirklich fündig. Bei manchen Themen überschwappt es einen regelrecht, aber hier blieb alles eher rar. Das machte es für mich um so interessanter!

Um was geht es dabei? Was soll das? Wie funktioniert es? Was ist möglich und wo sind die Grenzen? Welches Material wird gebraucht? Die Idee lag eine Weile auf Eis.

Eucalyptus auf feinem Wollgewebe

Ich fand bei YouTube einiges, aber fast ausschließlich aus den USA. Tutorials von suuuuuperbegeisterten Amerikanerinnen die immer wieder betonen, wie unglaublich und schön und bewundernswert und einzigartig diese Technik und noch viel mehr IHRE eigenen Werkstücke sind und man unbedingt ihren Blog aber noch viel besser gleich ihre Workshops besuchen soll. Also viel Eigenlob und Eigenwerbung, aber wenig Anleitung. Auch habe ich habe ein paar wirklich schöne deutsche Blogs gefunden, die sich mit Naturfarben und Textilien beschäftigen und zum Thema Eco Print etwas mitzuteilen haben: Machwerke, AugentrostBrunhilde Scheidmeir und Textile Ideen

Absolut wunderschön ist India Flints ruhiger, fast melancholischer Take, aus Nordengland. Auch hier keine Anleitung, aber Anregung: Sehr inspirierend. Der Link führt auf ihre Homepage, dieser zum Film.

verschiedene Blüten auf gebeizter Baumwolle

Langsam verstand ich den Grund für die spärliche Anleitung. Die Technik an sich ist supereinfach: Stoff, Blätter, Wasser-Dampf. Aber je geringer die Materialien und Werkzeuge sind, desto mehr liegt das Können in Erfahrung und somit im Zeitaufwand. Es ist unmöglich ein Ergebnis zu zeigen, eine Schal oder ein Shirt und dann zu sagen, „Step 1, 2, 3…. und dann hast du genau das, was ich dir hier gezeigt habe“. Es ist ein künstlerisches Verfahren und warum sollte ein Künstler alles verraten, was er weiß und kann. selbstbewusst kann er sagen, „lerne Kunst, dann suche Deinen eigenen Weg, das ist meiner!“. Das sollte man respektieren.

Im letzten Sommer habe ich mich dann endlich rangetraut. Als Ergotherapeutin weiß ich nur zu gut, wie sehr innerhalb der Handlungsplanung der Teufel im Detail steckt und Dinge, die allzu einfach wirken, durchaus anspruchsvolle Projekte sein können. Nichts geht über Fehler machen, Erfahrungen sammeln, Beschaffenheit erkunden, andere Wege erproben. Also Anpacken! Anders funktioniert es nicht.

Inzwischen verfüge ich über einiges an Erfahrung, habe mit Sud und Beize experimentiert, zusätzliche Naturfarben verwendet und einige schöne Ergebnisse erhalten. Auch habe ich ein wenig eine Vorliebe entwickelt: Rose und Eiche. Eine wilde Mischung davon ist auf den Fotos hier zu sehen.

Eucalyptus, andere Blätter und Beeren auf Wolle

Die Möglichkeiten der Kontrolle, was am sich Ende auf dem Stoff (oder dem Papier) zeigt, ist eher gering. Die Variablen sind enorm:

  • Die Qualität der Blätter, die Beschaffenheit des bedruckten Materials
  • Die Mehrfachabdrucke, die durch das Aufrollen und Durchschlagen der Farben auf die drunter liegenden Schichten entstehen (die übrigens in vielen der Tutorials auf You Tube, mit Plastikfolie verhindert werden, um „saubere“ Drucke zu erhalten, was mit der ökologischen Grundidee von India Flint überhaupt nichts mehr zu tun hat! Man sollte auf das Zwischenlegen von Papieren oder eines zweiten Stoffes zurückgreifen, wenn man diesen Effekt verringern möchte.)
  • Das Entstehen von Flecken. Manchmal geraten die Abdrucke nur schemenhaft oder schattiert, ohne kontrastreiche Ränder oder die Stiele bluten aus. Das ist Teil dieses Verfahrens und nicht zu verhindern, es gehört dazu. Auch dabei handelt es sich um Farben, die von den Blättern an den Stoff oder das Papier abgegeben werden. Rein vom gestalterischen Standpunkt aus, trifft das nicht jeden Geschmack. Manche finden, die Stoffe sehen einfach dreckig aus.
  • Dazu kommt die begrenzte und nur gering zu beeinflussende Farbpalette. Allerdings können klassische Naturfarben, die direkt, vorher oder nachher mitverwendet werden, wunderbare Ergebnisse erzielen. Ich kann nicht sagen „Dieses Blatt will ich in dieser Farbe haben“. Mit etwas Erfahrung weiß ich, das dieses Blatt, mit einer bestimmten Beize auf einem bestimmten Untergrund, z.B. eher Grüntöne entwickelt.
  • Die Weiterverarbeitung ist für viele ein wichtiger Punkt. Was mache ich mit Papieren oder Stoffstücken. Ein Interesse am Nähen und der Papierverarbeitung kann von Vorteil sein. Aber ohne ein Interesse in diesen Bereichen kommt man vielleicht auch gar nicht zum Eco-Print

Die Freude am Experimentieren steht also im Vordergrund. Man muss die Kontrolle verlieren können und sich auf den Prozess einlassen, ohne das Ergebnis schon vorher festlegen zu wollen. Es gibt keine Pannen, kein „Oh Gott, so wollte ich das ja gar nicht haben, das Bild auf Pinterest war doch so und so, was habe ich denn nur falsch gemacht?!“.

verschiedene Blätter, Cochenille und Blauholz auf veganem Leder

Denn es gibt keine Fehler in der Natur, es gibt Ereignisse und EcoPrint ist als absolut natürlicher Prozess und Abbildung solcher Ereignisse zu sehen: Blätter geben durch Wärme, Zeit, Feuchtigkeit und evtl. unter dem Einsatz von beizenden Substanzen, Farbstoffe an Fasern ab, die sich dort dauerhaft verankern.

In Mannheim, also quasi bei mir um die Ecke, gibt es einen Laden, der nicht nur die nötigen Materialien verkauft, sondern sozusagen DIE deutschsprachige Adresse zum Ecoprint ist. Es gibt ein deutschsprachiges Buch, das der Ladeninhaber Fritz Jeromin mit der in Speyer ansässigen Textilkünstlerin Brunhilde Scheidmeier verfasst hat und im Eigenverlag vertreibt, es gibt weiße Stoffe in unterschiedlichen Qualitäten und alles zum Thema Textilveredlung. Hier ist die Webseite. Das schönste aber sind die Workshops, die ganzjährig angeboten werden. Noch schöner ist der Erfahrungsschatz der Inhaber, den sie gerne teilen und die Vielzahl an Referenten, die sie für die Workshops einladen.

Neben einigen internationalen Textilkünstlerinnen geben übrigens auch Michaela Müller und Kristina Schaper Workshops bei Jeromin.

Ich geh jetzt mal Blätter pflücken,

herzlichst, Kerstin

Weiterlesen

Handgedruckt: Stempel | Muster | Post Kunst Werke

Walzendruck – Schritt für Schritt – Schicht für Schicht

von am 16/04/2018

Making of – Frühlingspost 2018 – Walzendruck – Teil 2

Ich habe Büttenpapier verwendet, da dieses keine Faserverlaufsrichtung hat und sich nicht rollt, wenn es feucht wird. Das hat den Herstellungsprozess sehr vereinfacht. Ich hatte ursprünglich mit gewalztem Zeichenpapier probiert und das hat sich beim Grundieren extrem gerollt und ich musste jedes Blatt mit Masking Tape aufkleben und durchtrocknen lassen.

Der „sanfte Morgentau“ ist die Original Wandfarbe, mit dem ich für den Hintergrund das komplette Papier grundiert habe. Das Flächige fand ich geeignet für die Wandfarbe. Für die einzelnen Motiv-Schichten habe ich dann Acryl-Farbe verwendet.

Ich habe Umbra und Pink jeweils mit Weiß pastellig angemischt und mit einem Klecks „sanfter Morgentau“ angeglichen

So sind die Farbtöne gebrochen und harmonisiert. Ein Trick, den ich mal in einem Malkurs gelernt habe. Ich habe Farbproben angefertigt und der Klecks hatte wirklich eine harmonisierend Wirkung.

Beim Ausprobieren habe ich ein Problem als besonders störend empfunden:

Meine Walze neigte dazu, über den Untergrund zu rutschen, anstatt gleichmäßig abzurollen

Das Aufnehmen der Farbe war mit einer Gelli-Platte einfacher. Bei einer harten Farb-Platte hatte meine Walze oft nicht genug Kontakt, was dazu führte, das sie die Farbe nicht rollend aufgenommen hat, sondern gerutscht ist, und die Farbe dann dick und fett an manchen Motiv-Rändern saß, aber nicht auf deren Fläche. Die Farbe selbst funktionierte besser, wenn sie dicker und pastiger war. Da hatten die Stempel-Flächen der Motive mehr Grip, was sich auch auf das Abwalzen auf dem Papier positiv ausgewirkt hat

Auch auf dem Papier neigte die Walze dazu zu „sliden“. Dadurch ergaben sich Teile des Abdrucks, die wie in die Länge gezogen aussehen. Ich habe viel geübt. Dieser Effekt hängt mit der Rolle, dem Untergrund, der Farbeigenschaften und der Technik, gewissermaßen der Walzen-Führung, zusammen. Walze und Untergrund muss man kennen lernen, die Farbe entsprechend mischen und evtl. etwas Andicken und das mit dem Druck ist so eine Gefühlssache. Damit der Walzen-Abdruck übers gesamte Papier ausgeführt werden kann, musste ich zum Ende hin den Druck auf die Walze ohnehin erhöhen, damit bei der zweiten Walzen-Runde die restliche Farbe gut abgegeben wird. Aber ich kann die Walze nicht am Anfang in Farbe ertränken, sonst hat sie keinen guten Papierkontakt und „schwimmt“.

Also, Farbe und Papier „lesen“ und beherzt Walzen, ist mein Tipp. Bei insgesamt vier Walzen die ich verwendet habe, hatte ich ja genug Durchgänge zum Üben… Am Ende lief bei meinen 15 Drucken alles wie am Schnürchen. Trotzdem ist mir bei den Umschlägen an der einen oder anderen Stelle genau das Sliden passiert, was ich oben beschrieben habe.

Der Ast läuft ja nur einmal über die gesamte Papier-Breite. Die Blüten sind jeweils in zwei Bahnen aufgewalzt. Die eine Bahn habe ich von unten nach oben, die zweite nebendran, genau umgekehrt gewalzt. So sind die kräftigen Abdrucke einmal oben und einmal unten und es ergibt sich ein gleichmäßigeres Bild.

Alles in allem war es viel Arbeit und ein intensives Beschäftigen mit einer Technik. Das hatte alles etwas vom Werkunterricht in meiner Ausbildung: Ein Werkstück, das von Anfang bis Ende durchgeplant und alle Arbeitserfahrungen notiert und ausgewertet werden mussten. Ich gehöre zu den Ergotherapeutinnen, die den Werkunterricht nicht gehasst haben (was ich wahrscheinlich hier nicht erwähnen müsste). Ich finde es total entspannend, mich ganz und gar in ein Werkstück und die Technik zu vertiefen und alle Dinge, die wahrnehmbar sind zu registrieren, Probleme als Herausforderung anzunehmen und manchmal auch im Kleinen zu scheitern, neu probieren, ganz andere Lösungen als erwartet zu entdecken und am Ende ein begreifbares Ergebnis diese Prozesses in den Händen zu halten. Das erfüllt mich mit einer tiefen Zufriedenheit und Freude. Allerdings will ich nicht verschweigen, dass es auch viele dinge gibt, die bei mir, teilweise schon seit Jahren, in der Planungsphase stecken und auch ebensoviele Dinge, die ich bei auftretenden Schwierigkeiten oder Duchthängern/Lustlosigkeit, in die Ecke lege (teilweise auch für Jahre, schäm). Das Schöne hier, war auch, das es ein Aufgeben nicht gab. Das Projekt musste fertig werden, die Dinge abschließend entschieden und die Ergebnisse akzeptiert werden. Aber so liegt auch nicht noch was rum, was sehr angenehm ist.

Kurz gesagt: Es hat mir viel Spaß gemacht!

Frühling 2018: Die Kirschbaum-Blüte an der Bergstraße, meiner zweiten Heimat

Das Original

und die Interpretation per Walzendruck

„Heimat?!“

Ich freu mich schon auf die Sommer-Post,

herzlichst, Kerstin

 

hier geht es zum Teil 1

Weiterlesen

Handgedruckt: Stempel | Muster | Post Kunst Werke

Walzendruck – wie mein Motiv auf die Rolle kommt (und dort bleibt)

von am 27/03/2018

Making of – Frühlingspost 2018 – Walzendruck – Teil 1

Seit einigen Wochen schon, sind in den Blogs und aus Instagram die Walzendrucke zu bewundern, die für die Frühlingspost des Post Kunst Werke Blog, entstanden sind, Nachdem mein Walzendruck verschickt und angekommen ist (Ich bin in Gruppe 2), kann ich nun meine Arbeitserfahrungen posten, ohne meinen Beitrag schon vor dem Verschicken zu zeigen.

Ich habe tatsächlich das erste Mal mit einer Musterwalze gearbeitet (stimmt nicht ganz, bei einer Freundin haben wir alte Twpetenwalzen zur Oberflächengestaltung von Ton verwendet, aber das ist was ganz anderes). Besonders spannend finde ich die Experimente der anderen Teilnehmerinnen, mit was alles gewalzt werden kann: Korken, Handeln, stabile Papprollen von Teppichböden, geschnitzte Farbwalzen (hätte ich mich nie getraut!!!) und, und, und.

Ich habe mich für meine Walzen für Moosgummi als Motivmaterial auf einem HT-Rohr (die grauen aus dem Baumarkt) als Träger entschieden. Die Rohre lassen sich mit einem passenden Durchmesser zu Weißbinder-Walzen auswählen und einfach auf eine passende Länge sägen und dann aufstecken. Falls sie bei Abrollen rutschen sollten, kann zuerst noch ein Spültuch fest um die Walze gewickelt werden. Das hält dann richtig gut. Die Weißbinder-Walze hatte ich zur Hand und sie hat eine gute Abrolleigenschaft, erwies sich also als gut geeignet.

Zuerst habe ich mit Clopapier-Rollen herum probiert. Die sind für spontanes und experimentelles Arbeiten hervorragend geeignet, z.B. mit aufgewickelten Folien, Gummiringen, Kordeln u.ä. Wenn man sich die Mühe macht und Ornamente, Formen oder Motive ausschneidet, z.B. aus Moosgummi oder auch einem Stempelmaterial, sind die Papp-Rollen nicht geeignet. Ein Nachteil ist, dass man die Druckwalzen nicht gut reinigen kann, wenn sie aus Pappe sind. Kurz gesagt, sie sind nicht lange haltbar und je nach dem, wie viel Arbeit man sich macht, soll die Walze ja auch noch etwas länger halten. 

Ich habe also meine Motive zunächst aus dem Moosgummi ausgeschnitten und dann auf die zugeschnittenen HT-Rohre geklebt. Das Ausschneiden ist Geschmackssache. Ich schneide gerne mit Scheren, sofern sie scharf sind und zum Medium passen. Hier habe ich mit einer Scherenschnitt-Schere gearbeitet. Die hat mit dem Moosgummi gut funktioniert.

Mein Motiv besteht aus insgesamt vier Schichten auf dem grundierten Papier: ein wolkiger Hintergrund, den ich mit einer Clopapierrolle und Frischhaltefolie erzielt habe und nach dem Drucken weggeworfen habe, kleinere Blüten im Hintergrund, dann der Ast und zum Abschluss größere Blüten im Vordergrund aus den HT-Rohren mit Moosgummi-Motiven, die ich nach dem Drucken gesäubert habe um sie weiter verwenden zu können.

Das zweidimensionale Planen und das dreidimensionale Umsetzen hat so seine Tücken…. Ich wollte dem technisch begegnen, mit einem Raster auf dem Papier und dem gleichen Raster auf der Rolle um es ,mir zu erleichtern…. und habe gemerkt, das mir vor lauter Planen und Geodreieck und umrechnen und hin und her überlegen, ganz der Spaß verloren ging.

Ich habe die Fläche der Rolle ausgemessen und zur Orientierung auf ein Blatt Papier gezeichnet. Das war hilfreich, um bei den Kirsch-Blüten sehen zu können, wann die Fläche gut gefüllt ist.

Also habe ich mein Streumuster für die beiden Kirschblüten-Walzen einfach nach Gefühl aufgeklebt. Da hat´s dann wieder Spaß gemacht und wurde auch fertig. Klar an manchen Stellen sind die Abstände etwas größer geworden, aber es lässt sich ja nachträglich noch was ins Muster einbasteln, bei zu großen Lücken oder auch zweimal überwalzen, damit es dichter wird.

Den Ast habe ich auch mit Hilfe eines Rechtecks im Maß der Fläche meiner Rolle geplant. So konnte ich den Ast als endloses Motiv entwickeln und aufzeichnen. Anfang und Ende des dicken Ast in der Mitte, müssen am oberen und unteren Rand des Blattes genau aufeinander treffen. Man könnte ihn so auch auf ein viel längeres Stück Papier drucken, ohne einen Ansatz zu sehen.

Das Kopieren mit einem Durchschlagpapier auf das dunkle Moosgummi war praktisch nicht möglich. Für Durchschlagpapier ist Moosgummi oft zu weich und zusätzlich ist dieses eben einfach zu dunkel. (Mein Moosgummi ist viel dicker und feinporiger als das Bastelmaterial. Es ist ein Dämmstoff-Material aus dem Technikbereich.)

Ich habe meinen Entwurf auf dem Untergrund befestigt und mit dem Skalpell direkt durchgeschnitten. Das hat sehr gut funktioniert. An manchen Stellen musste ich nachschneiden, aber das Motiv war durch den ersten Schnitt sehr gut zu erkennen.

                    

Das filigrane In-Einem-Stück-Motiv, habe ich auf dem Rohr mit Washi-Tape befestigt, um die genaue Lage festzulegen und dann Stück für Stück angeklebt.

Echt schwierig war, dem Moosgummi klar zu machen, das es sich an die Rundung der Walze beim Aufkleben anschmiegen soll! Also bis zum Abbinden des Klebers wieder mit Masking-Tape befestigt und an vielen Stellen nachgebessert. Besonders die dünnen Astspitzen waren wenig einsichtig!

Mit dieser Walze bin ich sehr zufrieden. Das Ast-Motiv ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich denke, ich kann sie für weitere jahreszeitliche Gestaltungen verwenden, vielleicht auch für eine Unterwasserwelt.

Die Streuteile habe ich auch mit Masking-Tape befestigt, bis der Kleber angezogen hatte.

Ich mag Bastelkleber. Oft hat er sich als die einfachste und beste Wahl erwiesen. Hier leider nicht. Allerdings haben auch alle anderen Kleber versagt (Kontaktkleber, spezieller Kunststoffkleber und Trockenkleber vom Klebe-Roller). Das Problem ist das HT-Rohr. Es ist einfach zu glatt. Auf der Rolle aus dem 3D-Drucker hat der Bastelkleber prima gehalten, aber diese Oberfläche ist auch ziemlich rauh. Ich werde einen neuen Versuch starten, indem ich das HT-Rohr mit Sandpapier anrauhe. Für meine 15 Drucke hat alles zum Glück gehalten.

Hier sind drei verwendete Walzen zu sehen: Der Ast und zwei Walzen mit Kirschblüten: Eine für hinter dem Ast mit kleineren Blüten und eine mit größeren Blüten, die als Vordergrund ganz zuletzt gedruckt wurde.

Das Gute ist, dass die Walzen aus dem HT-Rohr gut zu reinigen sind. Eine weiche Zahnbürste hat sich zur Reinigung der Druckelemente als günstig erwiesen.

Beim Abwalzen hat sich leider ein Problem eingestellt, dass bei fast allen Walzen mit Positiv-Druck zu sehen war: Freiflächen nehmen, je nach ihrer Lage, Farbe mit auf und produzieren ungewollte Farbflächen beim Abwalzen der Druckwalze.

Ich habe bei der Positionierung meiner Motive versucht, die Verteilung und Anordnung so zu gestalten, dass keine großen Freiflächen entstehen. Bei meinem Ast ist das an einer Stelle nicht gelungen. Ich habe daher vor jedem Druck, die überschüssige Farbe abgewischt! Vielleicht setze ich an dieser Stelle noch einen Ast an, um das Problem zu beseitigen. Aber das Abwischen ist nicht so der große Aufwand und an diese Stelle kommt man gut dran, ohne dabei Farbe von den angrenzenden (Druck-)Flächen zu wischen.

Mannomann, was man alles bedenken muss!

Herzlichst, Kerstin

 

hier geht es zum Teil 2

Weiterlesen

Handgedruckt: Stempel | Muster | Post Kunst Werke

Walzendruck für die Frühlingspost 2018 – sanfter Morgentau

von am 03/03/2018

…so ist die Bezeichnung für eine Wandfarbe. Etwas lichtes, helles zwischen Grün, Grau mit einem Hauch Blau.

Es ist die Farbe der Frühlingspost `18. Im letzten Post habe ich meine Farbkarten-Beute aus dem Baumarkt ausgebreitet. Da der Eimer von der Originalfarbe groß ist und es eine Wandfarbe ist, habe ich zum Experimentieren erst mal eine ähnlichen Farbe gekauft, die es im kleinen Döschen gibt: Matte, kreidige Wandfarbe. Ich habe schon mit Kreidefarbe Möbel gestrichen und war wenig begeistert. Sie ließ sich schlecht streichen. die Konsistenz hatte was cremiges. Sie trocknete so schnell, das ein Streichen in Schichten kaum möglich war und hatte nach dem Trocknen einen starken Abrieb. Ich habe sie anschließend leicht angeschliffen (was fürchterlich gestaubt hat) und mit einem speziellen Wachs versiegelt.

Aber wie und ob das auf Papier funktioniert? Ich habe immer ein paar Dinge rumfliegen, die ich irgendwann mal streichen will. Dazu gehören die Stehsammler auf Holz vom Schweden und eine Sperrholzkiste, die mit einem Laser-Cutter hergestellt wurde. Um die Farbe kennenzulernen kamen die erst Mal dran. Nun sind sie in der Farbe SoHo. Die geht in Richtung „Sanfter Morgentau“, ist aber einen Tick grüner. Aber eben so in die Richtung. die Unterschiede hier sind eher klein… aber fein! Dies Wandfarbe lässt sich viel einfacher verarbeiten als die Kreidefarbe! Sie ist viel dünnflüssiger und auch länger offen (feucht).

Dann kam das Papier an die Reihe. Ich habe mit einem Schaumstoff-Pinsel gearbeitet. zum Probieren habe ich einfaches 80 gr. Druckerpapier verwendet. Das Papier saugte schnell die Feuchtigkeit aus der Farbe, was zügiges Arbeiten erfordert und rollt sich wie wild. Welches Papier ich verwende und wie das bei A3 wird, weiß ich noch nicht. Festkleben mit Masking-Tape war bei meinem Test-Papier notwendig, was aber einen weißen Rand hinterlässt.

Meine ersten Walzen sind Moosgummi auf Clopapier-Rollen mit einfachen grafischen Motiven. Ich habe die billigste Acrylfarbe verwendet, die ich habe und auf einer Acryl-Platte ausgewalzt.

Das Auswalzen hat sich als tricky rausgestellt. Mit der Abdruckqualität bin ich nicht zufrieden. Auf der Acrylplatte rollt meine Walze beim Aufnehmen der Farbe nicht gut, sondern rutscht. Ich versuche es das nächste Mal mit einer Gelli-Platte und hoffe das  funktioniert besser.

Nach dem Trocknen fühlt sich das Papier ungewohnt stumpf an. Aber, die Farbe hält sehr gut und hat keine Abrieb, wie befürchtet. Auch der Falt-Test geht gut, nichts blättert, schließlich wird der fertige Bogen ja zum Verschicken geknickt werden. An einer Stelle, an der die Farbe etwas dicker saß, haben sich so kleine Cracks gebildet, aber auch da hält die Farbe.

Ich habe das Papier mit dem Spezial-Wachs für Kreidefarbe eingerieben. Der Griff wird dadurch glatt und die Oberfläche ist versiegelt.

Fortsetzung folgt.

Herzlichst, Kerstin

 

Weiterlesen